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Dienstag, 5. Januar 2021

Politik mit Impulsen aus der Mitte befruchten Männedorf

Viele von Euch mögen nachdenklich und mit einer gewissen Unsicherheit ins neue Jahr gestartet sein. Was mag es uns noch bringen ausser Corona, und wie lange dauert Corona noch?

Eines ist klar, die Logos im Briefkopf werden verschwinden. Auf den 1. Januar 2021 hat die Bundespartei die neue Fahne bereits aufgezogen und nach einer Delegiertenversammlung wird auch die Kantonalpartei die Fahne der Mitte aufziehen und dann sind die Ortsparteien an der Reihe, ihre Statuten und die Bezeichnung zu ändern. Wir haben vorgesehen, dass wir im Frühling eine ordentliche Generalversammlung einberufen. Der Zeitpunkt ist noch offen, nur Corona weiss wann. Das ist auch ein Grund, warum wir noch kein Jahresprogramm verschickt haben. Alle Termine sind in der Schwebe und es konnte mir noch niemand so recht sagen, wann das Ende von Corona kommt und die damit verbundenen Einschränkungen aufhören. Die anlaufenden Impfungen sind schon ein kleiner Lichtblick, aber eine gewisse Unsicherheit lässt sich nicht wegdiskutieren.

Der Wechsel zur Mitte bietet uns Chancen. Hinter dem Fähnchen mögen sich durchaus mehr Personen sammeln als hinter der Christlichen Volkspartei, die für viele noch die Nachfolgepartei der katholisch-konservativen Partei war und dies obwohl heute eine grosse Anzahl von Reformierten und anderen Konfessionen in die Partei eingetreten sind. Die Mitte ist einerseits eine Verabschiedung von dieser Wahrnehmung und andererseits entspricht Die Mitte viel mehr der Realität. Die CVP hat sich in den vergangenen Jahren vom Katholizismus emanzipiert und ist offener geworden und repräsentiert viel mehr die Mitte. Wenn die CVP noch vorgibt, Die Mitte sei eine «bürgerliche» Partei, ist die Realität schon weiter. Die «Bürgerlichen» SVP und FDP politisieren klar rechts von der Mitte, wo bei die CVP in den letzten Jahren schon deutlich erkennbar die sozial-liberale Mitte repräsentierte und so auch von den Wählerinnen und Wählern wahrgenommen wurde.

Für mich stellt diese Veränderung auch eine Veränderung unseres Staatsverständnisses dar. Man hat sich vom Verständnis des 19. Jahrhunderts verabschiedet, die Veränderung des 20 Jahrhunderts in sich aufgenommen und die Basis für neue Veränderungen im 21. Jahrhundert geschaffen. Es hat mich beeindruckt, wie es der CVP gelungen ist, in kurzen und effizienten Schritten diese Veränderungen im Auftritt in die Tat um zu setzen. Für mich ist dies auch der Ausdruck einer guten Führungsarbeit durch Gerhard Pfister. Ob man jetzt mit all seinen Äusserungen einverstanden ist oder nicht,bleibe dahingestellt, aber Hut ab, hier hat er hervorragende Führungsarbeit geleistet. Was aus dieser Änderung wird, das muss die neue Partei realisieren. Die Zeit steht nicht still und wir müssen uns mit den Veränderungen in der Zeit auseinandersetzen. Corona ist nur ein Aspekt. 

Die Klimaveränderungen und die Veränderungen in der Arbeitswelt machen wir mehr Sorgen, aber die Geschichte zeigt, dass die Menschen schon immer mit Fantasie und Geschick - und einige auch mit Weitblick - reagieren und immer wieder Lösungen finden. Also kein Grund, den Kopf in die Erde zu stecken und in Erstarrung das Ende der Geschichte zu erwarten. Die Zukunft wird uns mit zahllosen Anforderungen auf Trab halten und das Leben wird spannend sein wie eh und je. Wir alle können an diesen spannenden Veränderungen teilnehmen und unsere Fähigkeiten einbringen. Wir hoffen, wir sehen Euch alle in diesem Jahr vereint in der Mitte und wir freuen uns mit Euch die Anforderungen der Zeit gemeinsam zu bewältigen und die Politik mit Impulsen aus der Mitte zu befruchten. Die Mitte ist sehr oft eine Position der Vernunft und auch eine Absage an einseitige Haltungen. Die Gesellschaft wird aus der Mitte heraus zusammengehalten.

Sie erhalten am Wochenende - so die Post will - die Neujahrskarte der CVP mit dem Wandel zur Mitte und wir hoffen, dass Ihr Euch mit uns über den Wandel freut.

So wünschen wir Euch eine gute Gesundheit, viel Glück und Erfolg und auch Lebensfreude!

CVP Männedorf, im Januar 2021

Lorenz und Rolf











Dienstag, 28. März 2017

Lorenz Schmid: Kantonsrat mit liberaler Wertepolitik

Lorenz Schmid sitzt seit 2006 für die CVP im Kantonsrat.
Bild: Patrick Gutenberg
Nicht nur beruflich ist Lorenz Schmid (CVP) auf Gesundheitsfragen spezialisiert. Auch im Kantonsrat mischt der Männedörfler Apotheker in diesem Bereich kräftig mit – etwa wenn es um die Frage geht, ob die Klinik Hirslanden staatliche Beiträge bekommen soll.

Lorenz Schmid (CVP) ist das, was man gemeinhin als Hansdampf in allen Gassen bezeichnet. Er ist nicht nur äusserst aktiv als Kantonsrat, sondern auch Inhaber einer Apotheke am Zürcher Paradeplatz, Familienvater sowie Präsident des kantonalen Apothekerverbands. Das Treffen mit der ZSZ-Redaktorin Philippa Schmidt im Männedörfler Restaurant Bahnhof-Post ist denn auch nur einer von vielen Terminen an diesem Tag. Nicht nur gastronomisch ist Schmid seiner Wohngemeinde verbunden, sondern auch politisch. So wehrte er sich an der letzten Männedörfler Budgetgemeindeversammlung gegen die Sparpolitik des Gemeinderats. Er sei an diesem Abend von einer Sitzung gekommen und eigentlich müde gewesen, aber es habe ihm dann einfach «den Nuggi rausgehauen».

Gegen höhere Prämien
Auch im Kantonsrat hat Schmid die Sparpolitik ins Visier genommen. So war er federführend, als die CVP gemeinsam mit der GLP die Kürzung bei Prämienverbilligungen versenkt hat. «Wir sind für Prämienvergünstigungen als Unterstützung für Familien, sozial schlechter Gestellte und den Mittelstand», sagt Schmid. Er will das Geld anderweitig wieder hereinholen.

«Das Parlament muss darauf achten, dass das Gesundheitswesen nicht im heutigen Mass weiterwächst», sagt er und seine Stimme wird eine Spur energischer. Schmid kritisiert, dass Spitäler mit nur marginalem Anteil an Grundversicherten auf der Spitalliste stehen. «Wer Staatsbeiträge erhält, soll Verantwortung in der Grundversicherung übernehmen», betont Schmid – damit zielt er insbesondere auf die Klinik Hirslanden ab.

Nicht immer einer Meinung 
Politik ist bei den Schmids Familiensache, denn nicht nur Lorenz Schmid, sondern auch seine Frau Barbara Schmid-Federer ist CVP-Abgeordnete, allerdings im Nationalrat. Hegt Schmid ebenfalls Ambitionen, in die Bundespolitik einzusteigen? «Wenn, dann hätte ich diese Option hätte ich viel früher wahrnehmen müssen», sagt der 51-Jährige spontan, bevor er innehält und ergänzt, dass er gerne Milizparlamentarier bleibe, um am Nachmittag wieder arbeiten zu können. Er sei jemand, der entscheiden wolle, sagt Schmid: «Vom Typ her wäre ich eher ein Regierungs- als ein Nationalrat.»

«Bis ich in der Asylpolitik einem Vorstoss der SVP zustimme, braucht es viel.»
Lorenz Schmid 

Gleicher Meinung sind Lorenz und Barbara Schmid nicht immer. So gab es Diskussionen, nachdem er im Kantonsrat dafür gestimmt hatte, dass vorläufig Aufgenommene nur noch Fürsorge statt der höheren Sozialhilfe bekommen. Natürlich sei seine Frau als Präsidentin des kantonalen Roten Kreuzes dagegen gewesen. Auch er selbst tat sich nach eigenem Bekunden schwer mit dem Entscheid: «Bis ich in der Asylpolitik einem Vorstoss der SVP zustimme, braucht es viel.»

Der Politik nicht nachweinen 
«Ich bin jemand, der loslassen kann», sagt der Vater zweier erwachsener Söhne. Er werde auch ohne eine Träne mit Politisieren aufhören. Ob die laufende Legislatur nach dann 13 Jahren im Kantonsrat seine letzte sein wird, dazu will er sich aber nicht äussern. Schmid führt die Fähigkeit loszulassen darauf zurück, dass er und seine Frau innert kürzester Zeit drei Elternteile verloren haben. Für ihn sei loslassen spirituell inspiriert – gegen den Begriff «religiös» wehrt er sich.

Seine Politik will Lorenz Schmid denn auch lieber als liberal-sozial denn als christlich verstanden wissen. Letzteres werde oft mit moralistisch gleichgesetzt, und das sei er nicht. «Ich mache eine liberale Wertepolitik», charakterisiert er sich. Nach gut einer Stunde ist das zweite Fläschli Cola Zero ausgetrunken und der Unternehmer Schmid hat es plötzlich eilig: In Zürich wartet ein Vorstellungsgespräch auf ihn. (Zürichsee-Zeitung)



Ist Macht käuflich? 
Lorenz Schmid: Ich glaube, in der Schweizer Politik eher selten – sicher weniger als in anderen Ländern. Aber dass Macht auch etwas mit Geld zu tun hat, ist nicht wegzudiskutieren. Abstimmungen werden aber häufig nicht von dem gewonnen, der am meisten Geld hat. Deswegen finde ich das Schweizer System gut. 

Wann verlieren Sie die Beherrschung? 
Eigentlich nie. Ich bin ein Mensch, der sehr anspruchsvoll mit sich selbst und anderen ist. Wenn in der Politik die Intelligenz des Gegenübers zu wünschen übrig lässt, dann verliere ich die Beherrschung – zu Recht. 

Mögen Sie Überraschungen? 
Ja, natürlich! Deswegen mag ich unglaublich gerne Humor. Humor hat etwas mit dem Über­raschungsmoment zu tun. 

Haben Sie schon mal ans Auswandern gedacht? 
Ja, immer wieder. Ich bin einst nach Frankreich ausgewandert. Für mich wäre ein Sabbatical ­etwas Wunderbares. Ich würde Spanisch oder Italienisch lernen oder für eine Nichtregierungsorganisation arbeiten. 

Was war als Kind Ihr Traumberuf? 

Ich wollte schon als Kind in die Ferne schweifen und Pilot werden. Aber das ging nicht, weil ich farbenblind bin. Das Berufsbild, das mir mein Vater, der ebenfalls Apotheker war, vermittelt hat, war sehr positiv: Apotheker ist ein schöner Beruf. (phs)

Dienstag, 28. Februar 2006

Politik à la carte – Plädoyer für die Arbeit der politischen Parteien

Will man den Medien Glauben schenken, so gilt es heute als schick, politisch unabhängig und parteilos zu sein. Die Parteien des Bezirks Meilen plädieren hingegen für vermehrte Unterstützung der Parteipolitik. Eine Replik der vier grössten politischen Parteien im Bezirk Meilen auf die Artikel in der ZSZ vom 14. und 21. Januar 2006.

Mittwoch, 28. Dezember 2005

CVP ist im kritischen Dialog mit den Kirchen

Die CVP ist eine überkonfessionelle politische Partei. Ihr Anliegen ist es, christliche Werte in der Gesellschaft einzubringen. Für mich persönlich bedeutet dies in erster Linie, keine Menschen auszugrenzen oder abzulehnen. Schon gar keine Menschen, die einer Minderheit angehören. Keine Behinderten, keine Päpste, keine Mitglieder von Freikirchen, keine Asylanten, keine Gefängnisinsassen, keine Mörder, keine Homosexuellen und keine Politiker.
Jeder Mensch muss mir gleich viel Wert sein, plakative Ablehnung soll verhindert werden. Was aber nicht bedeutet, dass einfach alle lieb und nett sein sollen. Nein, es müssen konkrete Lösungen für Probleme gefunden werden. Die Stärke einer CVP liegt darin, auch dort nach Lösungen und Diskussionsgrundlagen zu suchen, wo verhärtete Fronten versagen. In der Politik geschieht dies meistens dann, wenn die rechts- links- aussen Parteien ihre „klaren Linien“ nicht verlassen dürfen.
Die Worte, die Frau Spring (ehemalige Mediensprecherin der CVP) gesagt haben soll, kommen einer plakativen Ablehnung gleich. Keine Firma würde eine Pressesprecherin unter Vertrag behalten, würde diese eine solch undifferenzierte Aussage machen. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die CVP den Dialog mit den Kirchen nicht sucht. Wir tun es. Viele Mitglieder der christlichen Kirchen leisten sehr gute Arbeit, und manch einsamer oder hilfloser Mensch unserer Region würde ohne Kirche in der Einsamkeit verzweifeln.
Im Dialog mit den Kirchen sprechen wir aber auch die kritischen Punkte in den Kirchen selbst an und lassen uns von ihnen kritisieren. Dies gilt beispielsweise für Fragen der Sexualität, der Gleichberechtigung der Frauen oder der Sonntagsarbeit. Wir wehren uns auch dagegen, wenn wieder alte Feindbilder „reformiert gegen katholisch“ aufgebaut werden. Diese werden durch den Dialog hinfällig. Der Verfasser des Leserbriefs vom 17. Dezember sei herzlich eingeladen, diese Dialoge aktiv mitzuverfolgen.
Barbara Schmid-Federer
(auch erschienen in der Zürichsee Zeitung vom 28. Dezember 2005)

Dienstag, 12. April 2005

Ein Plädoyer für das Engagement in der eigenen Wohngemeinde


Nach dem vergangenen Wahlwochenende ist die Zürcher Regierung wieder vollzählig. Die Mehrheit ihrer Mitglieder hat ihre politische Karriere "ganz unten" - auf der Ebene der Gemeinde - begonnen. Dort gilt es, Knochenarbeit zu leisten. Die Autorin des folgenden Beitrages bedauert, dass die Basisarbeit in den Gemeinden auf immer weniger Schultern verteilt werden muss. Umso wichtiger sei die Rolle der politischen Parteien.
von Barbara Schmid-Federer* 
Grob gerechnet haben sich am vergangenen Wochenende zwei von drei Zürcherinnen und Zürchern nicht an der Ersatzwahl in die Zürcher Regierung beteiligt. Die, die der Urne ferngeblieben sind, denken vielleicht, dass "die da oben ja doch machen, was sie wollen". Vielleicht glauben sie auch, dass ihre Anliegen in der Politik grundsätzlich nicht berücksichtigt werden. Sie haben vielleicht beide Kandidaten nicht für gut genug befunden. Möglicherweise wussten sie auch nicht, wer für das Amt kandidierte. Einige der abstinenten Wählerinnen und Wähler werden nicht wissen, was ein Regierungsrat ist, oder es interessiert sie grundsätzlich nicht, welche Richtung die Politik einschlägt. 
Freizeit im Dienste aller
Die meisten Politiker und Politikerinnen beginnen ihre Laufbahn ganz unten an der Basis. Viele von ihnen verfolgen keine politische Karriere. Sie hegen aber den Wunsch, sich aktiv für die Gestaltung unserer Gesellschaft einzusetzen. In einer direkten Demokratie – und darauf sind wir doch alle stolz! – beginnt Politik mit „Knochenarbeit“ in der eigenen Gemeinde: gar nicht oder schlecht bezahlte Freizeitbeschäftigung im Dienste der Allgemeinheit. 
Mehrheitsmeinung gilt
Dazu gehört Mut, denn wer sich politisch bewegt, muss eine eigene Meinung vertreten. Auch dann, wenn diese Meinung in der Minderheit ist und deshalb leicht kritisiert werden kann. Zum Engagement in der Politik gehört eine gesunde Portion Idealismus, denn wer gibt schon gerne einen Teil seiner Freizeit her, ohne dafür Dank oder Lob erwarten zu dürfen?
Wer einer politischen Partei angehört, hat sich des Vorwurfs zu erwehren, "abhängig" und einem "Parteiprogramm verpflichtet" zu sein. Gleichzeitig, und im Widerspruch dazu, wird von den Parteien Geschlossenheit und eine klare Linie verlangt. Die genannte Abhängigkeit wird ein Politiker, eine Politikerin klar in Abrede stellen. In den Parteien werden einzelne Probleme diskutiert, und erst nach einer Diskussion mit sämtlichen Mitgliedern wird eine möglichst einheitliche Parole - die Meinung der Mehrheit - verabschiedet.
Es ist einfach, in der guten Stube oder im Freundeskreis die Akteure der Politik zu kritisieren und sich selbst als „unabhängig“ zu bezeichnen. Im Gegensatz zur schweigenden Mehrheit müssen politisch aktive Menschen reden, motivieren, diskutieren, argumentieren und organisieren. Nichts enttäuscht sie mehr als eine desinteressierte Bevölkerung, welche der Urne oder den Podien fernbleibt. Politiker und Politikerinnen sind nicht angehalten, sich einem Programm zu unterwerfen, sondern sie sind dazu da, das Programm mitzugestalten. Übrigens: Auch im Regierungsrat haben Leute Einsitz genommen, die jahrelang an der Basis tätig gewesen sind. Hätten sie sich dabei als unfähig erwiesen, hätten wir, das Volk, diese Personen schon vor Jahren abwählen sollen. Auf die Kritik, die falschen Menschen würden die falschen Ämter bekleiden, gibt es aus der Sicht einer Politikerin nur ein Antwort: "Geht hin und macht es besser!"
Jede Gesellschaft hat die Politik, die sie verdient. Dieser Spruch mag für eine Diktatur nicht zutreffen, ist für eine direkte Demokratie aber angebracht. Wenn das Volk mit einer Partei, mit einem Kandidaten oder einer Politik nicht einverstanden ist, kann es sich aktiv einsetzen, um etwas zu verändern. Nicht wählen bedeutet, den anderen die Wahl zu überlassen. 
Politik à la carte
Politikerinnen und Politiker der Basis leiden insbesondere unter zweierlei: Einerseits lastet immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern. „Die Gemeinde“ oder „die Schulpflege“ kann noch so kritisiert werden, sie besteht immer aus Einzelpersonen, die sich engagieren. Nicht selten arbeiten Behördenmitglieder und Parteivorstände an vielen Fronten und würden es begrüssen, die notwendigen Arbeiten besser aufteilen zu können. Viele von ihnen fühlen sich ab und zu als Opfer einer Gesellschaft, welche viel fordert und viel kritisiert, gleichzeitig aber die Basisarbeit dem immer kleiner werdenden Kreis der Politiker überlässt. 
Betroffenheitsdemokraten
Andererseits erleben wir in der individualisierten Gesellschaft immer mehr Menschen, die sich nur für ein einziges, nämlich für „ihr“ Thema interessieren. Solche Leute lassen andere während Jahren die politische Arbeit machen und mischen sich nur gerade dann ein, wenn ihre eigene Lebensqualität gestört wird. 
Stellen wir uns vor, wir hätten eine Partei der Velofahrer, eine Uferweg- Partei, eine Partei der Strassenlobby, eine Partei der Einkaufszentren, eine Partei der Mehrsprachigkeit und eine Partei der kleineren Schulklassen- es gäbe ein Chaos. Die Politik würde sich nicht mehr ganzheitlich um das Zusammenspiel der Partikularinteressen kümmern können. Wahlen wären nicht mehr möglich, denn eine Schulklassenparteigängerin würde wohl kaum den Strassenlobbyisten wählen.
Politische Parteien - so sehr sie auch kritisiert werden dürfen - haben die Aufgabe, verschiedene Anliegen verschiedener Menschen unter einem gemeinsamen Nenner zu gruppieren. Parteien tragen entscheidend dazu bei, dass wir unser Zusammenleben friedlich gestalten können.

*Barbara Schmid-Federer ist derzeit Vorsitzende der Interparteilichen Konferenz des Bezirks Meilen. Sie ist Mitglied der CVP und wohnt in Männedorf.
auch erschienen in: Zürichsee-Zeitung, 12. April 2005

Montag, 15. Juni 1998

Anpacken statt Faust im Sack

An der Generalversammlung der CVP des Bezirks Meilen vom 26. Mai in Herrliberg dankte Parteipräsident Rolf Eberli allen Behördenmitgliedern, besonders jenen, die nach langjährigem Einsatz zurückgetreten waren. Einer von ihnen ist Claude Ruedin, der im letzten Jahr nach 20 Jahren aus dem Bezirksrat zurückgetreten war. Daniel Süss und Rolf Eberli führten nach der GV mit Claude Ruedin ein Gespräch.

Claude Ruedin wuchs im Zürcher Kreis 7 in einer Familie auf, in der wirtschaftliche und politische Fragen intensiv diskutiert wurden und Einfluss und Macht mit einer starken Verpflichtung zu Verantwortung verbunden waren. Der Weg in die Politik begann bei ihm, als Prof. Gion Condrau (Herrliberg) ihn in eine Kommission der CVP des Kantons Zürich berief, die gesellschaftspolitische Ziele erarbeitete. 1977 zog die Familie nach Männedorf. Im gleichen Jahr wurde ein Nachfolger für Dr. Robert Jörger in den Bezirksrat gesucht, nachdem dieser in Erlenbach zum Gemeindepräsidenten gewählt worden war.
Der Schwerpunkt des neuen Bezirksrats sollte in der Baurekurskommission liegen. Also suchte man jemanden vom Baufach, der sich im Baurecht auskennt und auch in der Lage war, einen Antrag schriftlich zu begründen. Diese Kriterien erfüllte der junge Claude Ruedin, der am Technikum Winterthur Architektur studiert hatte, als Assistent an der ETH tätig war und sich in Städtebau, Raumplanung und Soziologie weitergebildet hatte. Zudem arbeitete er in einem renommierten Zürcher Planungsbüro.
Während 20 Jahren prägte Ruedin die Beschlüsse der Baurekurskommission mit. Kein Stammtischhöckler und Sprücheklopfer, wurde er von manchen als eher kühl und zurückhaltend erlebt, aber als engagierter Verfechter von fairen Lösungen geschätzt. Seine Sicht der Aufgabe war nicht, möglichst schnell möglichst viele Entscheide abzuwickeln, sondern Streitigkeiten unter Nachbarn so zu regeln, dass diese nachher noch gut miteinander leben können. «Ein Haus bauen heisst, sich eine Heimat erreichten, wo man geborgen ist». erklärt Ruedin. «Alles ist vernetzt. Man muss für das soziale und natürliche Umfeld sensibel sein.»
Es ging ihm nicht einfach um Rechtsprechung, sondern um das Finden von Interpretationen, ohne dass es Verlierer gibt. Wenn allerdings jemand bewusst dort baute, wo er nicht durfte und dann alle Rechtsmittel ausschöpfte, um es vielleicht doch durchsetzen zu können, dann war Ruedin hartnäckig in de Anwendung des Gesetzes.
Er brachte seine beruflichen Kenntnisse in sein Amt ein, achtete aber immer streng darauf, berufliche Projekte und Behördentätigkeit zu trennen. Er nahm bewusst nur in Regionen Planungsaufträge oder Gemeindeberatungen an, in denen er nicht als Mitglied der Baurekurskommission wirkte. Auch heute ist er noch politisch aktiv als vom Bundesrat gewähltes Mitglied der Eidgenössischen Schätzungskommission 9 in der Innerschweiz.
Im politisch rechten Lager sieht der CVP-Politiker immer mehr «Haben-Menschen» und blinde Marktorientierung, während er bei den Linken einseitige Staatsgläubigkeit und fehlende Eigenverantwortung kritisiert. «Ganzheitliches Politisieren findet für mich dort statt, wo Menschen eine verantwortliche Beziehung zu anderen Menschen, Tieren, Pflanzen und zum Boden haben, auf dem sie leben», erklärte er im Interview seine persönliche Position.
(15. Juni 1998)