Dienstag, 28. März 2017

Lorenz Schmid: Kantonsrat mit liberaler Wertepolitik

Lorenz Schmid sitzt seit 2006 für die CVP im Kantonsrat.
Bild: Patrick Gutenberg
Nicht nur beruflich ist Lorenz Schmid (CVP) auf Gesundheitsfragen spezialisiert. Auch im Kantonsrat mischt der Männedörfler Apotheker in diesem Bereich kräftig mit – etwa wenn es um die Frage geht, ob die Klinik Hirslanden staatliche Beiträge bekommen soll.

Lorenz Schmid (CVP) ist das, was man gemeinhin als Hansdampf in allen Gassen bezeichnet. Er ist nicht nur äusserst aktiv als Kantonsrat, sondern auch Inhaber einer Apotheke am Zürcher Paradeplatz, Familienvater sowie Präsident des kantonalen Apothekerverbands. Das Treffen mit der ZSZ-Redaktorin Philippa Schmidt im Männedörfler Restaurant Bahnhof-Post ist denn auch nur einer von vielen Terminen an diesem Tag. Nicht nur gastronomisch ist Schmid seiner Wohngemeinde verbunden, sondern auch politisch. So wehrte er sich an der letzten Männedörfler Budgetgemeindeversammlung gegen die Sparpolitik des Gemeinderats. Er sei an diesem Abend von einer Sitzung gekommen und eigentlich müde gewesen, aber es habe ihm dann einfach «den Nuggi rausgehauen».

Gegen höhere Prämien
Auch im Kantonsrat hat Schmid die Sparpolitik ins Visier genommen. So war er federführend, als die CVP gemeinsam mit der GLP die Kürzung bei Prämienverbilligungen versenkt hat. «Wir sind für Prämienvergünstigungen als Unterstützung für Familien, sozial schlechter Gestellte und den Mittelstand», sagt Schmid. Er will das Geld anderweitig wieder hereinholen.

«Das Parlament muss darauf achten, dass das Gesundheitswesen nicht im heutigen Mass weiterwächst», sagt er und seine Stimme wird eine Spur energischer. Schmid kritisiert, dass Spitäler mit nur marginalem Anteil an Grundversicherten auf der Spitalliste stehen. «Wer Staatsbeiträge erhält, soll Verantwortung in der Grundversicherung übernehmen», betont Schmid – damit zielt er insbesondere auf die Klinik Hirslanden ab.

Nicht immer einer Meinung 
Politik ist bei den Schmids Familiensache, denn nicht nur Lorenz Schmid, sondern auch seine Frau Barbara Schmid-Federer ist CVP-Abgeordnete, allerdings im Nationalrat. Hegt Schmid ebenfalls Ambitionen, in die Bundespolitik einzusteigen? «Wenn, dann hätte ich diese Option hätte ich viel früher wahrnehmen müssen», sagt der 51-Jährige spontan, bevor er innehält und ergänzt, dass er gerne Milizparlamentarier bleibe, um am Nachmittag wieder arbeiten zu können. Er sei jemand, der entscheiden wolle, sagt Schmid: «Vom Typ her wäre ich eher ein Regierungs- als ein Nationalrat.»

«Bis ich in der Asylpolitik einem Vorstoss der SVP zustimme, braucht es viel.»
Lorenz Schmid 

Gleicher Meinung sind Lorenz und Barbara Schmid nicht immer. So gab es Diskussionen, nachdem er im Kantonsrat dafür gestimmt hatte, dass vorläufig Aufgenommene nur noch Fürsorge statt der höheren Sozialhilfe bekommen. Natürlich sei seine Frau als Präsidentin des kantonalen Roten Kreuzes dagegen gewesen. Auch er selbst tat sich nach eigenem Bekunden schwer mit dem Entscheid: «Bis ich in der Asylpolitik einem Vorstoss der SVP zustimme, braucht es viel.»

Der Politik nicht nachweinen 
«Ich bin jemand, der loslassen kann», sagt der Vater zweier erwachsener Söhne. Er werde auch ohne eine Träne mit Politisieren aufhören. Ob die laufende Legislatur nach dann 13 Jahren im Kantonsrat seine letzte sein wird, dazu will er sich aber nicht äussern. Schmid führt die Fähigkeit loszulassen darauf zurück, dass er und seine Frau innert kürzester Zeit drei Elternteile verloren haben. Für ihn sei loslassen spirituell inspiriert – gegen den Begriff «religiös» wehrt er sich.

Seine Politik will Lorenz Schmid denn auch lieber als liberal-sozial denn als christlich verstanden wissen. Letzteres werde oft mit moralistisch gleichgesetzt, und das sei er nicht. «Ich mache eine liberale Wertepolitik», charakterisiert er sich. Nach gut einer Stunde ist das zweite Fläschli Cola Zero ausgetrunken und der Unternehmer Schmid hat es plötzlich eilig: In Zürich wartet ein Vorstellungsgespräch auf ihn. (Zürichsee-Zeitung)



Ist Macht käuflich? 
Lorenz Schmid: Ich glaube, in der Schweizer Politik eher selten – sicher weniger als in anderen Ländern. Aber dass Macht auch etwas mit Geld zu tun hat, ist nicht wegzudiskutieren. Abstimmungen werden aber häufig nicht von dem gewonnen, der am meisten Geld hat. Deswegen finde ich das Schweizer System gut. 

Wann verlieren Sie die Beherrschung? 
Eigentlich nie. Ich bin ein Mensch, der sehr anspruchsvoll mit sich selbst und anderen ist. Wenn in der Politik die Intelligenz des Gegenübers zu wünschen übrig lässt, dann verliere ich die Beherrschung – zu Recht. 

Mögen Sie Überraschungen? 
Ja, natürlich! Deswegen mag ich unglaublich gerne Humor. Humor hat etwas mit dem Über­raschungsmoment zu tun. 

Haben Sie schon mal ans Auswandern gedacht? 
Ja, immer wieder. Ich bin einst nach Frankreich ausgewandert. Für mich wäre ein Sabbatical ­etwas Wunderbares. Ich würde Spanisch oder Italienisch lernen oder für eine Nichtregierungsorganisation arbeiten. 

Was war als Kind Ihr Traumberuf? 

Ich wollte schon als Kind in die Ferne schweifen und Pilot werden. Aber das ging nicht, weil ich farbenblind bin. Das Berufsbild, das mir mein Vater, der ebenfalls Apotheker war, vermittelt hat, war sehr positiv: Apotheker ist ein schöner Beruf. (phs)

Freitag, 17. März 2017

Gedanken zur vorberatenden Gemeindeversammlung

Wieviel soll der Stimmbürger mitdiskutieren?
Mit dem Ruf nach mehr Effizienz mit zum Beispiel dem Wegfall verschiedener politischer Ämter und Behörden frage ich mich, ob diese „Effizienz“ sich im Steuerhaushalt in den letzten 10 Jahren nicht schon ausgewirkt hat. In dieser Zeit ist die Bevölkerung in Männedorf von 7500 Einwohnern auf heute 10500 Einwohner gewachsen, rund 40 % mehr. Die Aufwendungen der Gemeinde von rund 55 Millionen auf heute 90 Millionen Franken ist rund 60 % mehr. Hat sich hier die Effizienzsteigerung nicht schon mit einem grösseren Verwaltungsapparat ausgewirkt?

Selbstverständlich ist die Bevölkerungszunahme, meines Erachtens aber nur teils für mehr Haushaltaufwendungen zu berücksichtigen. Zu berücksichtigen wären auch die Aufgabenzuteilungen vom Kanton zu den Gemeinden. Aber bringt die neue Revision der Gemeindeordnung nicht eine weitere Mehrbelastung im Steuerhaushalt? Wären hier nicht gerade die strukturellen Ursachen des höheren Haushaltes der letzten Jahre zu hinterfragen, und nicht die teils kleinliche Art der Aufzählung von Steuerhaushaltreduzierungen?

Auch die neuen Kompetenzen in der vorgeschlagenen Gemeinderevision sind zu hinterfragen. Sollte hier nicht der Gemeindeversammlung mehr Kompetenz zugeteilt werden, um die Attraktivität der Gemeindeversammlung im Sinne einer konstruktiven Diskussion von Rede und Gegenrede zu verbessern? Die alten Kompetenzen scheinen mir in dieser Hinsicht der bessere Ansatz zu sein. Dass nur noch zwei Prozent der Stimmberechtigten an Gemeindeversammlungen anwesend seien, muss meines Erachtens auch hinterfragt werden. Es stellt sich die Frage, ob die heute sehr viel angesetzten drei bis vier Gemeindeversammlungen pro Jahr für ein bis zwei Stunden nicht eine Art Überstrapazierung der Stimmbürger ist. Die üblichen zwei  Versammlungen pro Jahr wären meines Erachtens wieder eher in Betracht zu ziehen.

Die „zeitgemässen Mitwirkung-Gefässe“ sind ebenfalls zu hinterfragen. Ist es nicht nahezu eine Worthülse? Auf Grund der Resultate dieser Mitwirkungen hätte ja wiederum der Gemeinderat abschliessend zu entscheiden, allenfalls die Gemeindeversammlung oder eine Abstimmung, wo nur ein ja oder nein abgegeben werden kann. Ruft dies nicht geradezu dazu auf, die Gemeindeversammlung mit entsprechenden Kompetenzen wieder besser zu beleben?
Werner Thoma, Männedorf

Diskutieren Sie mit! Schreiben Sie einen Kommentar und kommen Sie an die Gemeindeversammlung am 27. März 2017, 20: 00 Uhr im Gemeindesaal zur konstruktiven Diskussion von Rede und Gegenrede.

Montag, 13. März 2017

Sozialbehörde Männedorf unterstützt die Integration

Ein Leserbriefschreiber aus Männedorf holte vor einigen Tagen in der Zürichsee-Zeitung mit dem verbalen Zweihänder zum Rundumschlag gegen Asylbewerber aus. Als für diese Leute verantwortliches Mitglied der Sozialbehörde Männedorf schrieb Etienne Ruedin, CVP-Vertreter in der Sozialbehörde Männedorf folgende Replik:

Zumindest in Männedorf besuchen alle Asylbewerber einen Deutschkurs, die Schule oder eine Spielgruppe mit Sprachförderung (Spielgruppe plus). Über die Fortschritte kann sich Herr Weilemann - und natürlich auch sonst jedermann - gerne selbst ein Bild machen, jeweils freitags im Café international, wo sich Einheimische und Zugezogene, darunter auch eine ganze Reihe Flüchtlinge, treffen und sich gerne über weitere interessante Gesprächspartner freuen - auf Deutsch selbstverständlich.

Viele Asylsuchende haben nicht die geschilderte Anspruchshaltung. Im Gegenteil: Den von der Schule gestellten Schülertransport haben mehrere Familien abgelehnt und ihre Kinder zu Fuss nach Uetikon in die Deutschklasse geschickt. Was sie möchten, ist arbeiten.  Das ist mit zunächst noch geringen Deutschkenntnissen, hier nicht anerkannten Diplomen, obrigkeitlichen Hürden und vor allem dem Ausweis F (vorläufig Aufgenommene) leider fast aussichtslos. Da nur anfänglich der Gemeinde die Kosten vom Kanton erstattet werden, schauen wir in der Sozialbehörde sehr wohl darauf, dass aus den Flüchtlingen so schnell wie möglich wirtschaftlich selbständige Leute werden. Dies bedingt jedoch neben einem grossen Einsatz auf Seiten der Migranten auch hilfsbereite und offene Hiesige, etwa als Vermieter oder Arbeitgeber, denn nur wer auch eine Chance geboten bekommt, kann sie auch packen.