Mehrere Gemeinden am rechten Zürichseeufer machen sich Gedanken über eine Zusammenlegung ihrer Werke. Eine solche Struktur würde etwa 90 000 Personen versorgen. Die Idee ruft auch Skeptiker auf den Plan.
Die Vorteile liegen für den Männedorfer Gemeinderat Rolf Eberli (cvp.) auf der Hand: Ein Zusammenschluss der Werke am rechten Zürichseeufer hätte nicht nur Synergiegewinne bei Betrieb und Infrastruktur zur Folge, sondern auch eine Professionalisierung. Davon ist Eberli, der für das Ressort Infrastruktur verantwortlich ist, überzeugt. So wurde in mehreren Gemeinden des Bezirks Meilen eine entsprechende Diskussion angestossen; neben Männedorf, wo die Idee ihren Ursprung hat, gehören zu diesen auch Herrliberg, Meilen, Uetikon und Stäfa sowie die Gemeinden Küsnacht, Zollikon und Erlenbach, die bereits vor vier Jahren ihre Werke zusammengelegt haben. Zumikon und Hombrechtikon sind den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) angeschlossen, Oetwil hat sein Werk vor kurzem ebenfalls an die EKZ verkauft.
Zwei statt sechs Werkhöf
Eine Neuorganisation soll laut Eberli nicht nur Dienstleistungen im Bereich Strom beziehungsweise Energie bündeln, sondern auch in anderen Infrastruktursektoren wie Wasser, Abwasser oder Strassen eine Zusammenarbeit er möglichen. Dabei könnten sich auch diejenigen Gemeinden im Bezirk Meilen anschliessen, die ihren Strom heute über die EKZ beziehen. Vorteile sieht der CVP-Gemeinderat auch in der Möglichkeit der günstigeren Beschaffung von Dienstleistungen und Produkten, zum Beispiel neuen Stromzählern im Rahmen der Einführung von intelligenten Stromzählern. Die Kostenersparnis durch die Zusammenlegung schätzt Eberli auf mehrere Millionen Franken in der laufenden Rechnung. In der Investitionsrechnung würde sich der Aufwand um mindestens 60 Millionen Franken reduzieren, sähe die neue Struktur doch nur noch zwei statt wie bisher sechs Werkhöfe vor. Gesetzt wäre dabei als einer der Standorte sicher Küsnacht mit seinem neuen Werkhof; welcher Ort am oberen Teil des Zürichsees am geeignetsten wäre, ist jedoch noch offen. Insgesamt würde die neue Gesellschaft etwa 90 000 Personen versorgen.
Für das Betriebspersonal der Werke hätte eine Zusammenlegung keine Folgen, davon ist Eberli überzeugt. Veränderungen kann sich der Jurist allenfalls in den Führungspositionen vorstellen. Gerade bei komplexen Themen wie etwa dem Abwasser fehle es in den Werken bis jetzt an Mitarbeitern mit vertieften Fachkenntnissen. «Damit sind wir auf Gedeih und Verderb den Ingenieurbüros ausgeliefert», sagt Eberli. Heute sind etwa 120 Personen bei den Werken der acht Gemeinden angestellt; sie erwirtschaften insgesamt einen Jahresumsatz von 200 Millionen Franken.
Frage der Kundennähe
In Uetikon stösst die Idee eines Zusammenschlusses auf offene Ohren. Meilen ist allfälligen Plänen für ein gemeinsames Werk am rechten Zürichseeufer ebenfalls nicht abgeneigt, wie sich Felix Krämer von der Energie und Wasser Meilen AG in der NZZ zitieren lässt. Einen Zusammenschluss in etwas kleinerer Dimension haben Küsnacht, Zollikon und Erlenbach bereits hinter sich. Die drei Gemeinden versorgen mit einer gemeinsamen Betriebsgesellschaft rund 30 000 Einwohner und Einwohnerinnen mit Strom, Wasser, Gas und Kommunikationsdienstleistungen. Für deren Leiter Rolf de Pietro wäre auch eine Zusammenlegung im grösseren Stil denkbar. Skeptisch beurteilt man die Idee eines gemeinsamen Werkes für acht Gemeinden in Stäfa.
Umsetzung nach 2014
Nach der Information der Gemeindebehörden steht laut dem
Männedorfer Infrastruktur-Vorsteher Rolf Eberli nun der Auftrag für eine Studie
an, in der die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekte eines
allfälligen Zusammenschlusses der Werke abgeklärt werden sollen und auf deren
Grundlage die Gemeinden später ihre Vorlagen zur Abstimmung ausarbeiten können.
Eberli hofft auf eine Umsetzung in der kommenden Legislaturperiode 2014–2018.
Über die Kosten für das Projekt kann er derzeit noch keine Angaben machen.
Sollten sich dereinst nicht alle acht Gemeinden für einen Zusammenschluss
aussprechen, ist das für Eberli auch nicht weiter schlimm. Der CVP-Politiker
ist überzeugt: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die andern uns
anschliessen.»
